Tod am Stein (Remake)

21/15 cm, 342 Seiten
24 € (Privat-Edition)
ISBN 978-3-200-09208-2
Neuerscheinung 2023

Die Originalfassung von 2006 wurde bearbeitet (ohne substantielle Veränderungen).

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Inhalt

Eines der dunkelsten und dramatischsten Kapitel in der Geschichte des Dachsteingebirges wurde zu Ostern 1954 geschrieben, auf der Karsthochfläche AM STEIN, die im Sommer so sehr archaisch und mystisch anmutet und im Winter einer Schneewüste gleicht. Es war ein Gründonnerstag, als Lehrer und Schüler aus Heilbronn/Deutschland von Obertraun im Salzkammergut auf den Krippenstein aufbrachen. Zehn Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, voll sprühender Jugendlichkeit, ein junges Lehrerpaar, alle hoch motiviert, von sportlichem Ehrgeiz und von der Faszination der Bergwelt angetrieben, geführt von einem natur- und bergerfahrenen Klassenlehrer.

In Richtung Däumelkogel stapften die dreizehn Bergwanderer unbeirrt weiter, unentwegt bergwärts, auf einem Pfad, der zum Teil in Serpentinen, dann wieder gerade auf den Däumelgraben zu führte. Die Wanderer folgten gut gelaunt ihrem Anführer. Die Begegnung mit den inzwischen aus Sichtweite geratenen Seilbahnarbeitern war vergessen. Nur Otto Lutz wandte sich noch einmal nach ihnen um.
„Serpentinen, so viele Serpentinen“, stellte Ulrich fest.
„Wir sollten besser die Direttissima nehmen“, rief Thomas.
„Ja, wir sind doch richtige Bergsteiger“, unterstützte Ulrich spontan diesen Vorschlag.
„Herr Wolf, schneiden wir doch den Weg ab, dann sind wir schneller am Gipfel“, schlug Thomas vor.
Der Lehrer ließ sich vom Übermut des Jungen anstecken und probierte prompt, eine Kehre abzuschneiden, versank jedoch nach einigen Schritten bis zu den Knien im Schnee. Einige folgten ihm, andere wieder blieben weiterhin auf dem Pfad.
Robert, mit der Agfabox in der Hand, sah in den im Schnee stapfenden Kameraden ein lustiges Motiv, überholte die Gruppe, indem er schnurstracks nach oben hetzte. Als er oberhalb der Gruppe angekommen war, drückte er ab, im Bild vorneweg Lehrer Wolf, der kräftig in den bis zum Knie reichenden Schnee trat, dabei mit der Hand in den Schnee griff, dicht hinter ihm die sportlich Ehrgeizigen, die den Anführer zu überholen versuchten, dahinter nach und nach die etwas Schwächeren, die Letzten ein wenig zurückfallend. Fast alle hatten die Kapuzen ihrer Anoraks über die Köpfe gestülpt. Wolf sah in seinem Hut offensichtlich einen Allwetterschutz. Einige trugen nun Stirnbänder oder Mützen. Sonnenbrillen dienten als Regenschutzbrillen. Petra Gertner stützte sich auf ihren leicht gekrümmten Buchenstecken. Vereinzelte Lärchen mit nacktem Geäst kündeten von der erreichten Baumgrenze.
Robert, dem es gefiel, mit Riesenschritten den Jungen und Lehrern vorauszuspringen, machte einen weiteren Schnappschuss von den Wandernden, die sich zwischen dem dünnen Lärchenbestand und den um sie schweifenden Nebelschwaden zu verlieren schienen. Gerhard, der ebenfalls eine Agfabox bei sich hatte, machte es Robert nach, umsprang wie dieser die Gruppe, drückte mehrmals den Auslöser.
„Ist wohl besser, wenn wir wieder alle auf dem Pfad bleiben. So schonen wir unsere Kräfte, die wir noch gut gebrauchen werden“, stellte Wolf fest und beließ es beim einmaligen Abkürzungsversuch.
Keinem machte es etwas aus, dass es inzwischen unaufhörlich regnete. Ebenso wenig schien es sie zu beeindrucken, dass es oberhalb der Baumgrenze grauer und grauer wurde, die Sicht rapide nachließ und augenblicklich nichts darauf hindeutete, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern könnte.

[ aus dem Roman TOD AM STEIN von Peter Gruber ]

Lieber Dachstein-Experte, bei der Gedenkveranstaltung in der Dammschule in Heilbronn habe ich von Ihrem Buch „Tod am Stein“ erfahren. Ich habe es mit viel Neugierde gelesen. Man muss verstehen: Es ist ein Roman und keine Dokumentation. Aber dieser Roman nimmt einen leidenschaftlich in das Geschehen mit. Man lebt die dramatischen Tage am Dachstein, das aussichtslose Geschehen für die Betroffenen mit. Vielen Dank für dieses besonders emotionale Werk zu einer für Heilbronn bleibenden Geschichte. Da stecken viel Detailrecherche und Ortkenntnis dahinter.

Gerhard Schwinghammer, Deutscher Alpenverein Sektion Heilbronn / 10. Mai 2024

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Gestern Nacht habe ich die letzten Seiten gelesen. Ich konnte das Buch nicht beiseitelegen, so sehr hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Ich kannte das traurige, das erschütternde Ende, hatte nach unserer Tour auf dem Krippenstein im letzten Sommer ja schon einiges über dieses Unglück und die Bergungsaktion gelesen – und trotzdem ist es Ihnen mit Ihrem Roman gelungen, mich so in das Geschehen hineinzuziehen, dass ich einfach nicht aufhören konnte, weiterzulesen. Auf manchen Seiten habe ich gedacht, dass es nun genug sein müsse mit Schnee und Sturm und Eiseskälte und mit all der Verzweiflung, die Sie Ihre Leser so hautnah spüren lassen. Aber dann ging es weiter, noch eine Seite und noch eine Seite… Und ich habe verstanden, dass es genauso damals am Dachstein ja auch war: Es ging weiter, noch eine Stunde und noch eine Stunde… Die elende Nacht auf dem sturmgepeitschten Berg wollte wahrscheinlich kein Ende nehmen. Und später bei der Bergungsaktion auch wieder: noch ein Tag und noch ein Tag – bis endlich die ersten erfrorenen Körper geborgen werden konnten. Noch immer wirkt Ihr Roman in mir nach, nicht zuletzt wegen der spürbaren Eindringlichkeit zwischen den Zeilen.

Michaela Abresch, Dierdorf/Deutschland / 14. August 2023

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Peter Gruber ist wohl einer der besten Kenner der Tragödie. Er kennt die Geschichte von Kindesbeinen an und so lag es nahe, dass er das Drama verarbeitete. Auf 200 Seiten beschreibt Gruber die 24 Stunden, die der Autor „die fassungslose Phase“ nennt. Es gebe kein Dokument darüber, was genau in dieser Zeit passiert sei. Darum glaubt er, dass ein Roman mit seinen literarischen Mitteln die beste Form ist, um so plausibel wie möglich zu erzählen, was in der dunklen Phase geschehen ist. Noch heute gebe die Katastrophe viele Rätsel auf […] Aus dem Ereignis sind deutsch-österreichische Verbindungen entstanden, die bis heute halten. Auch wenn die Schuldfrage für so manche Kontroverse sorgte. Übereinstimmung gibt es wenigstens in einer Antwort: Die Natur ist immer stärker als der Mensch!

Heilbronner Stimme, Helmut Buchholz / Wissenspause Heilbronn, Dr. Christhard Schrenk im Gespräch mit Peter Gruber / 7. Juli 2016

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Gefrorene Träume. Zum 60. Jahrestag gedenkt man in Heilbronn des Heilbronner Dachsteinunglücks. Ein extra von der Stadt, dem Stadtarchiv und dem Förderkreis für Neue Musik in Auftrag gegebenes musikalisches Kunstprojekt wurde in der Kilianskirche vor 400 Besuchern uraufgeführt […] Begleitet wurde die Darbietung von Worten des Schriftstellers Peter Gruber, der sechs Textbilder aus seinem Roman „Tod Am Stein“ las. Am Tag der Uraufführung fanden Buchstaben und Noten zueinander, ergänzten sich und erweiterten das Spektrum des Zuhörens. Prosa verschränkte sich mit Musik. Zwei Chöre waren in Bewegung und kamen in Begegnung mit dem Publikum. Stilvoll. Würdevoll. Zeitlos.

Kleine Zeitung, Martin Huber / 60. Jahrestag, Gedenken in Heilbronn / 11. April 2014

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Bei seiner Lesung zog Peter Gruber einfühlsam, anschaulich und packend einen Querschnitt durch seinen Roman. Die Qualität und Stärke des Autors liegen in seiner außergewöhnlichen Fähigkeit begründet, die Natur in all ihren Facetten genauestens beobachten oder sich ihr selbst ausliefern zu können. In geradezu filmischer Erzählweise gibt er seine Eindrücke sprachlich wieder. In seinen Romanfiguren lebt der Leser in seriös distanzierter Weise mit. Jeder kennt den Ausgang der Geschichte, will ihn aber nicht wahrhaben. Die Dachsteinkatastrophe von 1954 zählt Peter Gruber deshalb auch zu jenen Motiven in der Literatur, die immer wieder vorkommen und nichts an Aktualität verloren haben.

www.im-salzkammergut.at /Werkstattgespräch mit einer Schülergruppe der Helene-Lange-Realschule und der Abendschule Heilbronn anlässlich eines Besuches der Originalschauplätze in Obertraun und am Dachstein / 8. Oktober 2007